Die neue Krypto-Betrugsmasche: Pig-Butchering-Betrug

Erfahren Sie mehr über die neuesten Betrugsmaschen in der Krypto-Branche, wie sie funktionieren, wie man sie erkennt und welche KYC-Maßnahmen helfen können, sie zu verhindern.

Trotz seines gruseligen Namens handelt es sich beim „Pig Butchering“-Betrug um einen Betrug, der sich über einen längeren Zeitraum erstreckt und Elemente von Romantikbetrug sowie von Krypto- und Anlagebetrug kombiniert.

Der Name leitet sich vom chinesischen Ausdruck „Shāzhūpán“ ab, was „ein Schwein schlachten“ bedeutet. Der englische Name ist jedoch gebräuchlicher.

Die Analogie bezieht sich auf den Prozess, das Vertrauen des Opfers zu gewinnen oder ein Schwein zu „mästen“, bevor man Kryptowährungen oder andere Gelder stiehlt und das Opfer sozusagen vollständig ausbeutet.

Häufig ist ein Betrügerring daran beteiligt, der in sozialen Netzwerken und Dating-Plattformen nach potenziellen Opfern sucht. Diese groß angelegte und langwierige Betrugsmethode wurde 2019 bekannt und richtete sich zunächst an Männer in China, doch die Betrüger weiteten ihren Horizont schnell aus und fanden vielerorts Nachahmer.

Spezifische Daten zum Pig Butchering-Betrug in Deutschland liegen noch nicht vor, jedoch nimmt der Krypto-Betrug zu. Im Jahr 2021 meldete das FBI mehr als 24.000 Fälle von Krypto-Betrug in den USA. Im Jahr 2022 stiegen die Verluste aller gemeldeten Krypto-Betrugsfälle laut ActionFraud um 72 % auf fast 375 Millionen Euro.

„Diese Betrügereien werden in großem, fast industriellem Maßstab durchgeführt, wie am Fließband“, sagt Jan Santiago, stellvertretender Direktor der Global Anti-Scam Organization.

Pig Butchering-Betrug wurden bereits weltweit aufgedeckt, nicht nur in den USA, China, Deutschland oder Großbritannien. In Großbritannien wurden kürzlich 168 dort ansässige Unternehmen wegen Betrugs mit Kryptowährungen und Devisenhandel angeklagt. Es wird vermutet, dass die Hälfte dieser Fälle mit Pig Butchering in Verbindung steht.

Wie funktioniert Pig Butchering in der Krypto-Branche?

Beim Pig Butchering nehmen Kriminelle Kontakt zu potenziellen Opfern auf und erschleichen sich deren Vertrauen, indem sie sich mit ihnen anfreunden oder mit ihnen flirten. Meist geschieht dies über Dating-Apps oder Social-Media-Kanäle.

Oft dauert es mehrere Monate, um das Vertrauen des Opfers zu gewinnen. Dazu wird ein Fake-Account verwendet und darüber eine Freundschaft oder gar Liebesbeziehung aufgebaut, zum Beispiel durch Flirten und „Love Bombing“.

Ein solcher Betrug kann mit etwas so Einfachem wie einer SMS von einer unbekannten Nummer oder einem DM auf einer Social-Media-Plattform oder einer Dating-Website beginnen. Oft geben sich die Betrüger auch als lang vermisste Bekannte des Opfers aus.

Nach dem Austausch diverser Nachrichten, Sprachnotizen und Selfies kommt das Thema Finanzen zur Sprache. Das scheint oft so selbstverständlich wie ein Gespräch unter Freunden. Häufig erzählen die Betrüger dann von Bekannten, die viel Geld mit Kryptowährungen oder Devisen verdient haben.

Schließlich wird das Opfer gezwungen, sein Geld in Kryptowährungen umzuwandeln und auf eine digitale Geldbörse oder eine Handelsplattform unter der Kontrolle des Betrügers zu transferieren. Der Betrüger kann dem Opfer vorgaukeln, Geld zu verdienen, oder ihm sogar erlauben, einen Teil seines anfänglichen „Gewinns“ abzuheben, um sein Vertrauen zu gewinnen.

Versucht das Opfer später, Geld abzuheben, wird das Konto mit Gebühren oder Steuern belastet. Sobald das Opfer merkt, dass die Plattform nicht legitim ist, sind die Transaktionen bereits aus der Blockchain verschwunden.

Wie man einen Pig-Butchering-Betrug erkennt.

Alle Betrüger, die nach dieser Masche vorgehen, halten sich an ein Muster. Ähnlich wie bei anderen Betrügereien ist es hilfreich, Transaktionen zu vermeiden, bei denen eine Vorauszahlung in Kryptowährung verlangt wird. Allgemein gilt es, keine finanziellen Ratschläge von jemandem Unbekannten anzunehmen, insbesondere den Sie noch nie getroffen haben.

Um zu vermeiden, Opfer eines solchen Verbrechens zu werden, sollten die folgende Punkte beachtet werden:

  • Betrüger kontaktieren ihre Opfer in der Regel über soziale Medien oder Dating-Apps. Sie senden auch „zufällig“ Textnachrichten, um mit den Opfern ins Gespräch zu kommen. Reagieren Sie nicht auf unbekannte SMS und blockieren oder melden Sie die Person, die sie verschickt.
  • Kriminelle bauen allmählich Vertrauen bei ihren Opfern auf, bevor sie Themen rund um Investitionen ansprechen. Seien Sie vorsichtig bei Anlageempfehlungen, die hohe Gewinne versprechen. Vermeiden Sie es, persönliche und finanzielle Informationen mit einem Online-Kontakt zu teilen.
  • Da die Betrüger wollen, dass ihre Opfer ihnen vertrauen, versprechen einige extravagante Geschenke und exorbitante Auslandsreisen. Wenn die Versprechen des sogenannten Scammers unrealistisch erscheinen, ist es am besten, sie zu blockieren.
  • Der Kriminelle überredet das Opfer, eine Anlage-App herunterzuladen und mit ihr zu handeln, um zu zeigen, wie sie funktioniert. Die Plattform wird zunächst kleine Abhebungen zulassen. Später, bei größeren Geldauszahlungen, kann die Plattform Steuern oder Gebühren erheben und dem Opfer mitteilen, dass sein Konto eingefroren wurde und die Zahlung der Gebühren die einzige Lösung ist.
  • Die von den Betrügern empfohlene Website kann eine falsch geschriebene URL haben. um ein legitimes Unternehmen nachzuahmen. Vergewissern Sie sich immer zu 100 %, dass Sie eine seriöse Website verwenden.
  • Je mehr Menschen auf Betrügereien aufmerksam werden, desto weniger erfolgreich sind sie. Daher entwickelt sich die Art des Betrugs ständig weiter. Halten Sie sich immer über die neuesten Betrugstrends auf dem Laufenden, um nicht Gefahr zu laufen, getäuscht zu werden.

Neben den oben genannten Indikatoren hat das U.S. Dept of the Treasury/Financial Crimes Enforcement Network (Fincen) eine Reihe von verhaltensbezogenen, finanziellen und technischen Warnhinweisen identifiziert, die dazu beitragen, diese bösartige Masche zu entlarven und weitere Untersuchungen einzuleiten:

Verhaltensbedingte Warnhinweise:

  1. Eine Person, die noch nie virtuelle Währungen verwendet hat, tätigt plötzlich Transaktionen mit hohen Beträgen in virtuellen Währungen.
  2. Erwähnung einer hochprofitablen Investitionsmöglichkeit durch einen unaufgeforderten Online- oder SMS-Kontakt.
  3. Anweisung zum Umtausch von Fiat-Währung in virtuelle Währung an einem Kiosk mit virtueller Währung, gefolgt von einer Einzahlung an eine angegebene Adresse.
  4. Anzeichen für eine finanzielle Notlage oder ein dringendes Bedürfnis im Zusammenhang mit einer Investitionsmöglichkeit in virtuelle Währungen.

Finanzielle Warnzeichen:

  1. Vorzeitige Auflösung von Sparkonten zur Finanzierung von Käufen oder Überweisungen in virtueller Währung.
  2. Aufnahme von Darlehen oder Hypotheken, um in virtuelle Währungen zu investieren.
  3. Erhalt von Einzahlungen in virtueller Währung, gefolgt von umfangreichen Überweisungen.
  4. Ungewöhnliche Abhebungen von Konten mit hohen Guthaben.

Technische Warnhinweise:

  1. Regelmäßiger Kontozugriff von verschiedenen IP-Adressen, Geräte-IDs oder geografischen Standorten, die nicht mit früheren Nutzungsmustern übereinstimmen.
  2. Anzeichen für die Nutzung einer unzureichend gestalteten Website oder Anwendung für Transaktionen mit virtuellen Währungen.
  3. Navigieren zu einer Website oder Anwendung, die mit einem seriösen virtuellen Währungsdienst verbunden ist, aber verdächtige Merkmale aufweist.
  4. Erwerb von Anwendungen aus nicht seriösen Quellen anstelle von vertrauenswürdigen Plattformen.
  5. Schneller Umtausch und Bewegung virtueller Währungen zwischen verschiedenen Kryptowährungen.

So äußert sich der Betrug im DACH-Raum

Die Masche der Betrüger ist in den meisten Ländern gleich. Worauf gerade im deutschsprachigen Raum geachtet werden sollte, ist wie ein vermeintlicher Betrüger kommuniziert. Übersetzungstools machen es leichter, mit Menschen auf der ganzen Welt zu sprechen, doch meist erkennt man, wenn eine Maschine am Werk ist.

Die Betrüger, die auf Pig-Butchering-Scams zurückgreifen, stammen mitunter nicht aus Deutschland, sondern befinden sich in anderen Ländern. Fallen bei den Nachrichten Redewendungen oder Ausdrücke auf, die nicht gängig sind oder merkwürdig klingen, könnte dies ein Zeichen dafür sein, dass der Kontakt mit einem Übersetzungstool arbeitet. In dem Fall sollte man sich nicht von fadenscheinigen Ausreden überlisten lassen, sondern aufs Bauchgefühl hören.

Die Zunahme solcher Betrügereien gibt Finanzaufsichtsbehörden und Strafverfolgungsbehörden in Deutschland und der EU zunehmend Anlass zur Sorge.

Diese kriminellen Handlungen können auch zu einem Vertrauensverlust in die Krypto-Industrie führen und den Ruf legitimer Krypto-Unternehmen und Dienstleister in Deutschland schädigen. Negative Auswirkungen auf die Einführung von Kryptowährungen, insbesondere in der EU, wo es ein hohes Maß an Regulierung und Kontrolle der Finanzmärkte gibt, sind die Folge. Auch verstärkte behördliche Überwachung und Einschränkungen der Branche sind nicht auszuschließen, was für legitime Krypto-Börsen zu zusätzlichen Compliance-Kosten führt. Diese dürften an die Kunden weitergereicht werden und die Benutzererfahrung verschlechtern.

Es ist auch keineswegs zu vernachlässigen, dass Pig-Butchering-Scams weitreichendere Auswirkungen auf die Finanzstabilität der EU und Deutschlands haben können, insbesondere wenn sie zu erheblichen Verlusten für Anleger führen oder einen Vertrauensverlust in Finanzinstitute verursachen. Das langfristige Wirtschaftswachstum und die Stabilität des Finanzsystems werden so untergraben.

Für Regulierungs- und Strafverfolgungsbehörden ist es daher unerlässlich, zusammenzuarbeiten, um diese Art von Betrug zu verhindern und zu verfolgen und die Öffentlichkeit über die aufkommende Betrugsmaschen wie Pig-Butchering aufzuklären. Die BaFin warnt beispielsweise gezielt vor gefälschten Krypto-Webseiten.

Verschärfung der Sicherheitsmaßnahmen gegen Pig-Butchering und anderen Betrug in der Krypto-Branche.

Das FBI und Interpol haben bereits Warnungen und Richtlinien herausgegeben, wie Pig-Butchering- Betrug vermieden werden kann.

Im September 2020 stimmte die Europäische Union der Schaffung eines MiCA-Regulierungsrahmens (Markets in Crypto-Assets) zu, um die drohenden Risiken für Verbraucher, die in Kryptowährungen investieren, zu reduzieren. Die Regulierung bedeutet, dass Anbieter von Kryptowährungsdiensten für die Verluste von Anlegern haften würden. Die Verordnung wird voraussichtlich Anfang 2024 in Kraft treten.

Seit 2020 reguliert auch die BaFin in Deutschland Kryptowährungen und erkannte diese dafür als Zahlungsmittel an. Kryptowährungen werden damit übers Zahlungsaufsichtsgesetz (ZAG) oder Kreditwirtschaftsgesetzes (KWG) reguliert. Zusätzlich müssen die Anforderungen des Geldwäschegesetzes (GwG) fürs Geschäft mit Kryptowährungen erfüllt sein und umfangreiche KYC-Prozesse stattfinden.

Wie man mit KYC Pig-Butchering und Krypto-Betrug bekämpfen kann.

Dank strenger KYC-Maßnahmen, wie die Verifizierung von Dokumenten sowie biometrische Authentifizierung, können Krypto-Plattformen die Identität ihrer Nutzer überprüfen, um Pig-Butchering-Betrug zu verhindern.

Krypto-Plattformen können auch Systeme integrieren, die in der Lage sind, alle mit Transaktionen verbundenen Aktivitäten detailliert zu überwachen und Warnmeldungen für verdächtiges Verhalten einzurichten. Das kann die Betrugsprävention insgesamt stärken.

Ein robuster KYC-Prozess kann Kryptowährungsbörsen dabei helfen, das Risiko besser zu bestimmen, das mit einem Kunden verbunden ist. Das stärkt das Vertrauen und die Zufriedenheit der Nutzer sowie den Ruf der Plattform. Durch die Überprüfung der Identität von Nutzern können Börsen kriminelle Aktivitäten wie Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung sowie andere Betrügereien wie Pig-Butchering verhindern.

„Krypto-Transaktionen können in der Regel nicht rückgängig gemacht werden, was sie für kriminelle Machenschaften sehr attraktiv macht. Pig-Butchering-Betrug kann zudem schwer nachzuvollziehen und strafrechtlich zu verfolgen sein, da die Betrüger oft anonym und von Offshore-Standorten aus agieren“, sagt Jason Tucker-Feltham, Head of Crypto Sales bei IDnow.

Bei Online-Aktivitäten sollten Einzelpersonen wachsam sein und es vermeiden, Kryptowährungen an Personen zu senden, die sie nicht persönlich kennen, ganz gleich, wie überzeugend deren Geschichte ist. Wenn es um Krypto geht, ist es immer besser, auf Nummer sicher zu gehen.

Jason Tucker-Feltham, Head of Crypto Sales at IDnow

Bessere KYC-Verfahren zur Rettung.

Betrüger, die in Pig-Butchering verwickelt sind, nutzen Dating-, Social-Media-Plattformen und Messaging-Apps, um Vertrauen zu ihren Opfern aufzubauen und anschließend ihr Geld zu stehlen. Behörden aus der EU, Großbritannien, den USA und anderen betroffenen Ländern warnen vor dieser Masche.

Krypto-Börsen müssen einen KYC-Prozess nutzen, um die persönlichen Daten ihrer Kunden zu verifizieren und ihre Aktivitäten besser zu verstehen. Die Identitätsprüfung kann den Umfang von Krypto-Betrug wie Pig-Butchering vermindern.

KYC-Prozesse sind ein wesentlicher Bestandteil, um sicherzustellen, dass Krypto-Börsen sich selbst und ihre Kunden vor Betrug und Geldwäsche schützen können, auch in einer sich weiterhin in der Entwicklung befindlichen Regulierung von Kryptowährungen. Diese Kontrollen schützen Investoren vor finanziellen Verlusten und sorgen für Stabilität in einem notorisch volatilen Markt. 

Die hochgradig anpassbaren Lösungen von IDnow zur Identitätsprüfung sind mit zahlreichen Regulierungen, Branchen und Anwendungsfällen, einschließlich Kryptowährungen konform. Ob automatisiert oder mithilfe von Experten – die Methoden zur Online-Identitätsprüfung von IDnow sind so optimiert, dass sie die strengsten Sicherheitsstandards und regulatorischen Anforderungen erfüllen, ohne die Kundenkonversion oder die Benutzererfahrung zu beeinträchtigen.

Von

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Jody Houton
Content Manager at IDnow
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