Romance Scam

Was ist Romantikbetrug (Romance Scam)?

Romantikbetrug bzw. EN. „Romance Scam“, „Love Scamming“ „Love Scam“ ist eine Art von Betrug, der mit Hilfe von Social-Engineering-Techniken durchgeführt wird, um emotionale Beziehungen auszunutzen und anschließend finanzielle Vorteile oder Dienstleistungen zu erhalten. Während die Menschen online auf der Suche nach Liebe und Gesellschaft sind, haben Betrüger einen Weg gefunden, daraus Geld zu machen. Und das Geschäft boomt. Obwohl es sich nicht um ein neues Phänomen handelt und sogenannte Heiratsschwindler bereits seit Jahrzehnten aktiv sind, erfreut sich der Romance Scam zunehmender Beliebtheit, insbesondere während der Covid-19-Krise, in der einige Menschen ihre emotionale Not und Einsamkeit zum Ausdruck brachten.

Romance Scam – von wirtschaftlichem Schaden und traumatisierten Opfern

Ähnlich wie der berühmte „nigerianische Prinz“ verursachen Liebesbetrügereien jedes Jahr Verluste in Millionenhöhe. Die australische Wettbewerbs- und Verbraucherkommission (Australian Competition and Consumer Commission, ACCC) berichtete, dass den Opfern solcher Betrügereien allein im Jahr 2020 mehr als 91 Millionen USD gestohlen wurden, ein Anstieg um 51 % im Vergleich zu 2018, als 60,5 Millionen USD an Verlusten gemeldet wurden. Laut dem von der ACCC geleiteten Scamwatch-Programm rangieren Dating- und Romantik-Betrügereien bei den Verlusten an zweiter Stelle, noch vor den Kompromittierungen von Geschäfts-E-Mails. In den USA meldete die Federal Trade Commission, dass 2021 ein bahnbrechender Rekord von 547 Millionen USD an Verlusten durch Betrug im Bereich der Liebesbeziehungen verzeichnet wurde.

In Deutschland wurden im Jahre 2019 alleine in Sachsen 299 Fälle, in Hamburg 84, in Baden-Württemberg 49 und in Sachsen-Anhalt 32 Fälle zur Anzeige gebracht. Für die restlichen 12 Bundesländern liegen keine genauen Zahlen vor. Es ist von einer hohen Dunkelziffer auszugehen, da viele Fälle, die aus falscher Scham gar nicht erst angezeigt werden.

Wer steckt hinter Romance Scams?

„Love Scammer“ sind meist Teil von professionell und international agierenden Cybercrime-Ringen, die an Phishing, Internetbetrug und Geldwäsche beteiligt sind. Die Kriminellen, die Liebesbetrügereien durchführen, sind Experten in ihrem Metier und wirken aufrichtig, fürsorglich und glaubwürdig. Liebesbetrüger sind auf den meisten Dating- und Social-Media-Seiten zu finden. Laut eigener Angaben erhält die INTERPOL-Abteilung für Finanzkriminalität regelmäßig Berichte aus der ganzen Welt über „Romance Scam“.

Wie funktioniert der Romance Scam?

Als Modus Operandi versuchen Betrüger, eine starke emotionale Bindung oder sogar eine Fernbeziehung zum Opfer herzustellen, um Geld zu erpressen oder es dazu zu bringen, in einen Betrug zu investieren (in vielen Fällen im Zusammenhang mit Kryptowährungen). Ein wiederkehrender Zeitplan kann so aussehen:

  1. Das Opfer trifft den Betrüger auf einer Dating-App oder einem sozialen Netzwerk und sie tauschen ein paar Nachrichten aus. Mit gefälschten Profilen locken die Betrüger ihre Opfer mit attraktiven Fotos, die sie im Internet gesammelt haben. Anschließend fordert der Betrüger das Opfer auf, zu einem anderen kostenlosen, aber verschlüsselten Nachrichtendienst zu wechseln;
  2. Der Aufbau der Beziehung dauert einige Zeit (Wochen oder Monate), damit das Opfer Gefühle für den Betrüger entwickeln kann. Als Meister des Social Engineering führen Romance Scammer in der Regel eine Erkundungstour durch, bevor sie mit dem Opfer Kontakt aufnehmen, um dessen Hobbys zu kennen und gemeinsame Interessen vorzutäuschen. Außerdem erfinden sie Ausreden, um zu erklären, warum sie sich nicht persönlich mit dem Opfer treffen können und keine Video-Calls machen können, und geben oft vor, im Ausland zu arbeiten (Geschäftsreisen, Militär, Bohrinsel usw.);
  3. Sobald die Beziehung hergestellt ist, beginnt der Betrüger mit der Umsetzung seines Plans. Ganz gleich, ob er eine Finanzkrise vortäuscht oder eine Investitionsmöglichkeit (z. B. eine beliebte Masche ist „Chinesische Frauen und Kryptohandel“) präsentiert, die zu gut ist, um wahr zu sein – jetzt ist es an der Zeit, das Opfer anzusprechen. Gemeinsame Zukunftspläne und sogar eine Hochzeit werden dabei in Aussicht gestellt. Teilweise treten auch involvierte Personen auf, welche die vermeintlichen Gefühle des Betrügers via Telefonat oder E-Mail bescheinigen.
  4. Sobald der Betrüger das Opfer schließlich von der Sinnhaftigkeit der Gelegenheit oder der problematischen Situation, in der es sich befindet, überzeugt hat, wird das Opfer Geld überweisen oder etwas im Auftrag des Betrügers tun. Als weiteres Druckmittel kommen auch Drohungen, „emotionale Argumente“ und psychologische Manipulationsmethoden häufig zum Einsatz.
  5. Der Betrug endet in der Regel damit, dass das Opfer kein Geld mehr überweisen kann, an den wirklichen emotionalen Absichten des Betrügers zu zweifeln beginnt, oder dass der Betrüger verschwindet und sämtliche Kontaktmittel (Internetprofil, PrePaid-Karte, E-Mail-Adresse) augenblicklich abgemeldet bzw. gelöscht sind. Die Kommunikation kann allerdings über Wochen und Monate erfolgen.
  6. Auch wenn manche glauben, dass die Betrugsmasche leicht zu erkennen ist, wird in vielen Berichten berichtet, dass die Opfer Tausende bis Hunderttausende an die Liebesbetrüger verloren haben, da sie in der Regel emotional verletzlich waren. Bei den Opfern handelt es sich häufig um Frauen mittleren Alters, die sich mit der Technik nicht auskennen, aber auch jüngere Bevölkerungsgruppen (25 bis 34 Jahre) sind von dieser Art von Betrug betroffen.

Romance Scams werden nicht nur begangen, um Geld von den Opfern zu erpressen, sondern auch ihre persönlichen Informationen und Anmeldedaten, um andere Diebstähle oder Betrugsversuche durchzuführen. Die Opfer können von den Tätern auch dazu gebracht werden, als Geldkuriere (EN. Money Mules) zu fungieren und unwissentlich zur Geldwäsche beizutragen, indem sie ihr eigenes oder ein zu diesem Zweck eingerichtetes Konto benutzen.

Welche Arten von „Romance Scam“ gibt es?

Im Zusammenhang von „Love Scamming“ gibt es viele andere Arten von Betrug:

  • Military romance scams„: Der Betrüger gibt sich als Militärsoldat aus, unter dem Vorwand, sich nicht im wirklichen Leben treffen zu können, und bittet um Geld zur Deckung militärbezogener Ausgaben;
  • „Love bombing“: Love Bombing ist eher eine Technik, bei der das Opfer mit positiven Nachrichten überschwemmt wird, die Emotionen und Zuneigung vermitteln, um seine Aufmerksamkeit zu gewinnen und ihm das Gefühl zu geben, wichtig zu sein, um später etwas von ihm zu bekommen;
  • „Catfishing“: Die Opfer werden gezielt von einer Person angesprochen, die eine fiktive Figur erschafft, die so gestaltet ist, dass sie das Opfer anspricht, sei es körperlich, intellektuell oder emotional.
  • Andere Arten von Liebesbetrug können Erpressung nach dem Erhalt von Nacktbildern, Erbschaftsbetrug oder über Dating-Websites verbreitete Malware umfassen.

Wie „Liebesschwindel“ und „Romance Scam“ Online-Plattformen schaden

Die Masche des „Love Scams“ oder „Love Bombings“ (insbesondere rund um den Valentinstag) beschränkt sich nicht nur auf Online-Dating-Börsen. Auch Social Media Netzwerke (u.a. Facebook), lokale Inseratsplattformen (z. B. Ebay Kleinanzeigen) und Zahlungsdienstleister wie z. B. PayPal oder Western Union werden von Love Scammern genutzt. Der durch „Romance Scam“ verursachte wirtschaftliche Schaden dürfte weltweit für die Online-Plattformen in die Millionen gehen. In 2020 sah sich Western Union gezwungen, mehr als 147 Millionen US-Dollar an 33.000 Opfer von Love Scams zurückzuzahlen, die die Zahlungen über Western Union abgewickelt haben.

Wie man sich vor „Romance Scam“ schützt

Zunächst muss man in der Lage sein, die Warnzeichen zu erkennen:

  • Die Person, der man online begegnet ist, hat sehr schnell sehr starke Gefühle ausgedrückt, ohne dass sie ihre „Lebensgefährtin“ überhaupt getroffen hat. Es werden viele Komplimente gemacht und Nähe suggeriert.
  • Die Betrüger senden Bilder, die gefälscht oder direkt aus einem Modemagazin, Portal für Stock-Bilder oder Instagram, Facebook zu stammen scheinen. Meistens zeichnen sich die Bilder durch eine überdurchschnittliche Eleganz, Attraktivität „nackte Haut“) und Professionalität aus.
  • Die Person möchte schnell über andere Kommunikationsmittel (E-Mails, Messaging-Apps) ins Gespräch kommen, „für den Fall, dass sie auf einer Dating-Plattform gesperrt werden und um eine andere Nähe zum Opfer herzustellen.“
  • Sie haben viele Ausreden, warum sie sich nicht im echten Leben treffen oder Videoanrufe tätigen können.
  • Häufig wird auf Englisch oder gebrochen deutsch mithilfe von Übersetzungsprogrammen kommuniziert. Zum Schein kommen aber meist deutsche E-Mail Adressen zum Einsatz.
  • Geld oder Handlungen des Opfers werden verlangt, während die Bindung stark ist, um die Chancen zu maximieren, dass das Opfer einwilligt.

Daher müssen beim Online-Chat mit Fremden bestimmte Verhaltensregeln beachtet werden:

  • Es sollte kein Geld an eine Person überwiesen werden, die man nur online und nie im wirklichen Leben getroffen hat.
  • Es sollten keine persönlichen Informationen (z. B. Wohnort) an Online-Personen weitergegeben werden, auch wenn der Grund dafür angegeben wird.
  • Es sollten keine finanziellen Investitionen unter der Aufsicht von Personen getätigt werden, die man über Dating-Anwendungen oder Websites kennengelernt hat.
  • Es sollten keine Pakete im Namen einer anderen Person empfangen und verschickt werden.
  • Realitistisch bleiben: Klingt das alles zu gut um wahr zu sein? Ggf. hilft es eine vertraute Person dazuzuholen, die von Außen die Situation betrachtet.
  • Führen Sie im Zweifelsfall immer eine kleine Recherche und Sorgfaltsprüfung durch, um die Identität der Person zu bestätigen und die Echtheit ihres Profils festzustellen.
  • Falls ein Betrug begangen wurde, müssen die betreffenden Banken gewarnt und bei den örtlichen Strafverfolgungsbehörden Anzeige erstattet werden.

Bei einem Verdacht auf „Love Scamming“ können Sie folgende Dinge tun:

  • Sammeln Sie Beweise wie Screenshots und gespeicherte Chat-Nachrichten.
  • Behalten Sie im Hinterkopf: Meist möchte der Betrüger partout keine Video-Calls vereinbaren, um den Betrug nicht aufliegen zu lassen.
  • Konsultieren Sie ggf. Love Scamming-Foren und -Seiten – wie Love Scam Fraud – auf welchen viele aktive Liebesbetrüger gelistet werden.
  • Lassen Sie sich niemals unter Druck setzen, inbesondere, wenn es um die Herausgabe von Daten oder die Zahlung von Geld geht.
  • Kontaktieren Sie umgehend die Polizei und einen auf Online-Anlagebetrug spezialisierten Rechtsanwalt und erstatten Sie Strafanzeige. Auch Meldungen an die Betreiber des Online-Portals helfen andere zu schützen.
  • Entlarven Sie Fake-Bilder mit der Google-Bildersuche. Beachten Sie auch: Die Profilbilder werden meistens von Instagram oder Facebook gestohlen. 
  • Überprüfen Sie mithilfe von Freunden, Familie, die vom Betrüger getätigten Sie Aussagen, achten Sie dabei auf Widersprüche in den Geschichten und Entschuldigungen.
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