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Erweiterte Sorgfaltspflicht

Das Bewusstsein wächst, die Gesetzgeber ziehen nach: Finanzkriminalität führt jährlich zu einem Milliardenschaden für die Weltwirtschaft. Die erweiterte Sorgfaltspflicht legt verbindlich fest, welche Maßnahmen Unternehmen, Banken und Versicherungen ergreifen müssen, um das Risiko von illegalen Finanzgeschäften zu minimieren. Wir geben einen Überblick über den aktuellen Rechtsrahmen, Inhalte der erweiterten Sorgfaltspflicht und Best Practices für ihre Umsetzung.

Was umfasst die erweiterte Sorgfaltspflicht?

Die erweiterte Sorgfaltspflicht verpflichtet Finanzdienstleister, Banken und eine Reihe weiterer Berufsgruppen sowie unter bestimmten Umständen Unternehmen dazu, umfangreiche Informationen über ihre Kunden zu erheben und sie auf ihre Integrität zu überprüfen, wenn ein erhöhtes Risiko für illegale Finanzgeschäfte besteht. Eine Liste aller in Deutschland nach dem Geldwäschegesetz (GwG) zur erweiterten Sorgfaltspflicht Verpflichteten führt §2 GwG auf.

Synonym zur erweiterten Sorgfaltspflicht werden auch folgende Begriffe verwendet: erhöhte Sorgfaltspflicht, verstärkte Sorgfaltspflicht oder Enhanced Due Diligence.

Während die allgemeine Sorgfaltspflicht (siehe: Was ist die Sorgfaltspflicht?) auf eine grundlegende Überprüfung von Kundeninformationen beschränkt ist, geht die erweiterte Sorgfaltspflicht einen Schritt weiter: Sie fordert eine tiefgreifendere Prüfung von Kunden.

Hierzu verlangt die erweiterte Sorgfaltspflicht detaillierte Informationen:

  • Herkunft des Vermögens des Vertragspartners
  • Herkunft der Vermögenswerte, die im Rahmen der Geschäftsbeziehung oder der Transaktion eingesetzt werden
  • Vertragspartner und/oder den wirtschaftlich Berechtigten
  • Art der angestrebten Geschäftsbeziehung
  • Gründe für die geplante oder durchgeführte Transaktion
  • Geplanter Einsatz der Vermögenswerte

Es ist eine kontinuierliche Überwachung der Geschäftsbeziehung bzw. der Transaktionen einzurichten und gelten umfassendere Dokumentationspflichten.

Eine vollständige Auflistung aller Anforderungen findet sich in §15 des Geldwäschegesetzes.

Anwendungsbereiche der erweiterten Sorgfaltspflicht

Inhalte und Geltungsbereich der erweiterten Sorgfaltspflicht unterscheiden sich je nach Land und Branche. In Deutschland sind wichtige Vorschriften zur erweiterten Sorgfaltspflicht im Geldwäschegesetz (GwG) geregelt. Es setzt die Vorgaben der europäischen Anti-Money-Laundering-Directive (AMLD) um. Weitere Rechtsnormen finden sich unter anderem im Bürgerlichen Gesetzbuch.

Hier ein Überblick über die wichtigsten Pflichten, die sich für verschiedene Unternehmen und Organisationen aus der erweiterten Sorgfaltspflicht nach dem GwG ergeben.

Bankensektor und Finanzsektor

Banken und Finanzdienstleister sind verpflichtet, vor dem Onboarding eines neuen Kunden ein Risikoprofil zu erstellen. Wenn die grundlegende Prüfung Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für Finanzkriminalität gibt, ist entsprechend der verstärkten Sorgfaltspflicht eine umfassende Prüfung des Kunden und der geplanten Transaktion bzw. Geschäftsbeziehung durchzuführen.

Versicherungssektor

Auch für Versicherungen gilt die erweiterte Sorgfaltspflicht. Eine gründliche Risikoanalyse führen Versicherungsunternehmen durch, um die Wahrscheinlichkeit eines Schadenfalls einzuschätzen. Gleichzeitig wird jedoch auch das Risiko minimiert, dass Kunden in illegale Aktivitäten verwickelt sind, die Finanz- und Reputationsschaden für die Versicherungen nach sich ziehen.

Wertpapierhandel

Die erweiterte Sorgfaltspflicht identifiziert frühzeitig Kunden, die ein hohes Risiko tragen, an Geldwäsche beteiligt zu sein. Auch Insiderhandel und Marktmanipulation sollen durch die detaillierte Risikoanalyse minimiert werden. Insbesondere das kontinuierliche Monitoring von Transaktionen auf verdächtige Handelsmustern hat eine abschreckende Wirkung und erhöht die Wahrscheinlichkeit, illegale Aktivitäten frühzeitig aufzudecken.

Wie wird die erweiterte Sorgfaltspflicht umgesetzt?

Es gibt keine allgemeine Vorgabe, wie die verstärkten Sorgfaltspflichten in der Praxis umzusetzen sind. Auch welche zusätzlichen Unterlagen für die detaillierte Prüfung von Kundenidentität und Vermögen bzw. Finanzhistorie genutzt werden, ist dem Unternehmen überlassen.

In der Praxis wird die erweiterte Sorgfaltspflicht im Rahmen bestehender Know-your-Customer-Prozesse abgebildet. Beim Onboarding müssen Kunden ihre Identität mithilfe eines Ausweisdokuments verifizieren. Mikrozahlungen bestätigen die Bankverbindungen. Unterschriften erschweren Betrug zusätzlich.

GwG-konforme Lösungen zur Identifikation revolutionieren Finanzgeschäfte

Moderne Softwarelösungen können diese initiale Identitätsprüfung mittlerweile vollständig automatisieren. AutoIdent GwG arbeitet auf Basis von künstlicher Intelligenz und kombiniert Ausweisprüfung, biometrische Daten, Live Video und qualifizierte elektronische Signatur und Mikrozahlung, um höchste Sicherheitsstandards zu realisieren und alle Vorschriften nach dem Geldwäschegesetz einzuhalten.

Banken und Finanzdienstleister profitieren von der Kosteneffizienz des Vorgehens und können bei Kunden punkten: Denn sie müssen auch für umfangreichere Finanzgeschäfte nicht mehr in eine Bankfiliale erscheinen oder auf Dokumente per Post versenden, sondern können sich in wenigen Minuten vom Laptop oder Smartphone verifizieren.

Bei der erweiterten Sorgfaltspflicht werden persönliche Daten über weitere Dokumente verifiziert. Außerdem erfolgt ein Screening von internationalen Watchlists und Sanktionslisten, auf der verdächtige oder mit Kriminalität in Verbindung stehende Unternehmen oder Personen aufgeführt werden. Wird ein Vertrag mit einer politisch exponierten Person geschlossen, werden auch PEP-Listen zur Risikoeinschätzung herangezogen.

Früher waren diese Analysen nach der verstärkten Sorgfaltspflicht ein aufwändiger, manueller Prozess. Heute können digitale Monitoringsysteme installiert werden. Sie prüfen die Transaktionen von Hochrisikokunden fortlaufend und screenen Watchlists. Dank künstlicher Intelligenz und fortgeschrittener Data Analytics werten sie tausende von Datensätzen vollständig und in Echtzeit aus. Menschliche Mitarbeitende bräuchten ein Vielfaches mehr an Zeit und müssten sich auf Stichproben-Analysen beschränkten.

Wer auf moderne Softwarelösungen setzt, kann Finanzkriminalität somit wesentlich schneller und verlässlicher aufdecken. Die Qualität der Prüfung steigt, die Compliance wird verbessert, die internen Kosten sinken. Für Kriminelle beginnen mit der KI-Ära dunkle Zeiten.

Welche Strafen drohen bei Nichteinhaltung der verstärkten Sorgfaltspflicht?

Die Nichtbeachtung der erweiterten Sorgfaltspflicht kann für Unternehmen ernsthafte Konsequenzen haben. Neben hohen Geldstrafen riskieren Unternehmen auch strafrechtliche Konsequenzen, falls sie vorsätzlich oder fahrlässig gegen ihre Pflichten verstoßen. Diese können bis zu Haftstrafen von Geschäftsführern reichen.

Unabhängig von rechtlichen Folgen können Reputationsschäden entstehen, die das Vertrauen von Kunden und Geschäftspartnern nachhaltig beeinträchtigen und langfristige Auswirkungen auf den Markterfolg haben können.

Die verstärkte Sorgfaltspflicht wird in einer immer digitaleren und komplexeren Finanzwelt von zentraler Bedeutung bleiben. Durch den anhaltenden Kostendruck sind Banken und Finanzdienstleister gezwungen, ihre Prozesse effizienter zu gestalten. Wollen sie wettbewerbsfähig bleiben, müssen sie auf Technologien wie KI umsteigen, die ein hohes Maß an Automatisierung ermöglichen. Nur so können sie auch die steigenden Kundenerwartungen an Komfort und Geschwindigkeit von Finanzgeschäften erfüllen und sicherstellen, dass sie ihre Compliance trotz häufiger rechtlicher Anpassungen erfüllen.

Die technologische Entwicklung wird weiter Markt- und Rechtsveränderungen vorantreiben. Unternehmen stehen damit vor der Herausforderung, ihre Prozesse kontinuierlich zu überprüfen. Der Einsatz intelligenter Technologie wird ein Schlüsselfaktor sein, um in einer volatilen wirtschaftlichen Lage widerstandsfähig und wettbewerbsstark zu bleiben.

Häufige Fragen und Antworten zur erweiterten Sorgfaltspflicht

Was versteht man unter erweiterter Sorgfaltspflicht im Finanzwesen?

Unter der erweiterten Sorgfaltspflicht versteht man intensivierte Untersuchungen und Kontrollen, die Finanzinstitute bei Kunden mit erhöhtem Risiko durchführen müssen, um mögliche Fälle von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung zu verhindern.

Welche Branchen sind von der verstärkten Sorgfaltspflicht betroffen?

Die verstärkte Sorgfaltspflicht betrifft Branchen, die einem erhöhten Risiko von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung ausgesetzt sind, darunter Finanzinstitute, Immobilienmakler, Wirtschaftsprüfer, Anwälte und Trust- oder Unternehmensdienstleister.

Welche gesetzlichen Anforderungen gelten für die erweiterte Sorgfaltspflicht?

Die gesetzlichen Anforderungen für die erweiterte Sorgfaltspflicht sind in verschiedenen nationalen und internationalen Gesetzen und Richtlinien festgelegt. In Deutschland ist das deutsche Geldwäschegesetz (GwG) zentral.

Welche Maßnahmen sind erforderlich, um die erhöhte Sorgfaltspflicht umzusetzen?

Um die erhöhte Sorgfaltspflicht umzusetzen, sind unter anderem die Identifizierung und Verifizierung des Kunden, die Prüfung der Geschäftsbeziehung, die fortlaufende Überwachung von Transaktionen und die Meldung von Verdachtsfällen erforderlich.

Welche Risiken bestehen bei der Umsetzung der erweiterten Sorgfaltspflicht?

Wer die erhöhte Sorgfaltspflicht nicht befolgt, muss mit zivil- und strafrechtlichen Konsequenzen sowie Reputationsverlust rechnen.

Welche internationalen Standards und Best Practices zur erweiterten Sorgfaltspflicht gibt es?

Die Empfehlungen der Financial Action Task Force (FATF) setzen weltweit Standards. Daneben gibt es zahlreiche Leitlinien und Empfehlungen von Aufsichtsbehörden und Branchenverbänden.

Wie können Mitarbeiter für die erweiterte Sorgfaltspflicht geschult werden?

Mitarbeiter sollten in Schulungen über die aktuell geltenden Rechtsnormen informiert werden. Auch Schulungen zur effektiven Nutzung von modernen Softwarelösungen sind empfehlenswert.

Welche Auswirkungen hat die erweiterte Sorgfaltspflicht auf die Kundenbeziehung?

Die erweiterte Sorgfaltspflicht kann die Kundenbeziehung verbessern, da sie mehr Transparenz und Vertrauen schafft. Bedeutet die Umsetzung viel administrativen Aufwand für den Kunden, kann dies jedoch zu Unmut führen. Daher sollten Prozesse so digital und einfach wie möglich gestaltet werden.

Wie könnten zukünftige Entwicklungen die erweiterte Sorgfaltspflicht beeinflussen?

Durch die fortschreitende Digitalisierung und die Verbreitung von künstlicher Intelligenz werden Unternehmen die Umsetzung der Sorgfaltspflicht zunehmend automatisieren.

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