AMLD6

Innovative Technologien eröffnen Finanzkriminellen neue Möglichkeiten. Die Europäische Union aktualisiert daher regelmäßig ihre Richtlinien und Verordnungen, um Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung zu bekämpfen und die Stabilität der Finanzmärkte zu gewährleisten. Herzstück ist bis dato die Geldwäscherichtlinie.  

Was ist die 6. EU-Geldwäscherichtlinie (AMLD6)? 

Die 6. EU-Geldwäscherichtlinie, kurz AMLD6, wurde bereits kurz nach Inkrafttreten der 5. Geldwäscherichtlinie (AMLD5) 2018 auf den Weg gebracht. Sie ist seit 3. Dezember 2020 in Kraft. Betroffene Unternehmen hatten bis zum Juni 2021 Zeit, die neuen Vorschriften zu erfüllen.  

Historie der europäischen Geldwäscherichtlinien 

Mit der AMLD6 verstärkt die EU ihre Bemühungen im Kampf gegen Finanzkriminalität und für die Integrität des Finanzsystems. Sie aktualisiert und erweitert damit die EU-weit geltenden Regularien zu einem immer umfassenderen Rechtsrahmen. 

  • Geldwäscherichtlinie (1991): Der Fokus lag auf der Eindämmung des Drogenhandels. 
  • Geldwäscherichtlinie (2001): Neben Banken und Finanzdienstleistern wurden auch Akteure des Nichtfinanzsektors in den Anwendungsbereich aufgenommen. 
  • Geldwäscherichtlinie (2005): Es wurden unter anderem die Sorgfaltspflichten verschärft und die Terrorismusfinanzierung berücksichtigt.  
  • Geldwäscherichtlinie (2015): Die Aktualisierung sollte insbesondere dem Risiko hoher Bargeldzahlungen für Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung begegnen. 
  • Geldwäscherichtlinie (2018): Die wachsende Bedeutung virtueller Währungen wurde in der Richtlinie berücksichtigt. Kryptowährungsbörsen wurden beispielsweise als Verpflichtete aufgenommen.  

Die wichtigsten Änderungen und Neuerungen der AMLD6 

Die 6. EU-Geldwäscherichtlinie (AMLD6) führt eine Reihe von Änderungen ein, um die Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung zu stärken. Hier sind einige der wichtigsten Neuerungen: 

Erweiterter Anwendungsbereich: Die AMLD6 erstreckt sich auf eine breitere Palette von Akteuren als noch die AMLD5. Neben natürlichen Personen können nun auch juristische Personen haftbar gemacht werden.  

Neue Definition der Vortatbestands: Die Richtlinie konkretisiert die Definition des Vortatbestands von Geldwäsche, um Unterschiede in nationalen Gesetzgebungen zu harmonisieren. Insgesamt werden 22 Vortaten eingeführt, darunter auch aus Cyber- und Umweltkriminalität. Beihilfe und Anstiftung werden in den Katalog aufgenommen.  

Härtere Sanktionen: Sanktionen reichen von Geldbußen über Betriebsschließungen bis zu Haftstrafen. Die Dauer möglicher Haftstrafen wurde auf bis zu vier Jahre erhöht. Mitgliedsstaaten steht es frei, zusätzliche Sanktionen einzuführen, wenn sie dies für sinnvoll erachten. Darüber hinaus wird als neue Strafe der Ausschluss von öffentlichen Zuwendungen oder Beihilfen vorgehsehen. 

Vorschriften für Hochrisikoländer: Es gelten verstärkte Sorgfaltspflichten für Transaktionen mit politisch exponierten Personen, komplexe Transaktionen und Transaktionen mit Ländern, die als hochriskant für Geldwäsche eingestuft werden. 

Stärkere Zusammenarbeit: Die Richtlinie betont die Notwendigkeit einer engeren Zusammenarbeit zwischen den EU-Mitgliedstaaten und ihren Behörden und führt Pflichten ein, die den Informationsaustausch vereinfachen. Mitgliedstaaten müssen beispielsweise ein Zentralregister für Bankkonten und Schließfächer einrichten, um den Behörden den Zugriff auf Informationen zu erleichtern. 

Verpflichtete Unternehmen unter der AMLD6 

Von den Regelungen der 6. EU-Geldwäscherichtlinie (AMLD6) sind eine Vielzahl von Unternehmen und Institutionen betroffen. Dazu gehören: 

Finanzinstitute: Banken, Versicherungen, Investmentgesellschaften und andere Finanzdienstleister müssen strenge Sorgfaltspflichten einhalten und verdächtige Transaktionen melden. 

Virtuelle Assets Service Provider (VASP): Unternehmen, die mit Kryptowährungen und virtuellen Assets handeln oder Dienstleistungen anbieten, unterliegen den neuen Regelungen, um die Anonymität von Kryptotransaktionen einzuschränken. 

Immobilienmakler: Sie müssen prüfen, ob ihre Kunden in Verbindung mit Geldwäscheaktivitäten stehen könnten, und Verdachtsfälle melden. 

Notare und Rechtsanwälte: Sie sind verpflichtet, Sorgfaltspflichten zu erfüllen und verdächtige Transaktionen zu melden, wenn sie an finanziellen Transaktionen beteiligt sind. 

Unternehmen und Trusts: Die wirtschaftlich Berechtigten (Beneficial Owners) von Unternehmen und Trusts müssen registriert und transparent gemacht werden, um die Verschleierung von Eigentumsverhältnissen zu verhindern. 

Welche Rolle spielen die Europäischen Zentralbank (EZB) und nationale Aufsichtsbehörden? 

Die Europäische Zentralbank überwacht gemeinsam mit den nationalen Aufsichtsbehörden die Einhaltung der EU-Richtlinien bzw. die Umsetzung in nationales Recht. Die EZB dient gleichzeitig als wichtiger Informationsvermittler, um eine effektive grenzüberschreitende Bekämpfung der Geldwäsche zu ermöglichen. 

Wenn der EZB Verstöße gegen die Geldwäscherichtlinie bekannt werden, kann sie nationale Aufsichtsbehörden ersuchen, Sanktionsverfahren einzuleiten. Da es sich nicht um eine direkt national geltende EU-Verordnung handelt, hat sie selbst keine direkte Handlungsbefugnis.  

In Deutschland sind mehrere Aufsichtsbehörden verantwortlich, die Einhaltung der AMLD zu gewährleisten. Die zwei wichtigsten sind die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) und die Zentrale Stelle für Finanztransaktionsuntersuchungen (FIU). Der FIU sind Verdachtsfälle in Bezug auf Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung zu melden. Da die Umsetzung der AMLD6 nicht nur den Finanzsektor betrifft, sondern auch Akteure aus dem Nichtfinanzsektor wie Immobilienmakler, sind zusätzlich Landesbehörden in die Beaufsichtigung involviert. 

Auswirkungen der AMLD6 auf Unternehmen.

Die AMLD6 erweitert die Sorgfaltspflichten von Unternehmen und erhöht das Risiko durch verstärkte Strafen. Daher mussten Verpflichtete ihre Prozesse und internen Richtlinien anpassen.  

Der konsequente Einsatz von digitalen Know-your-Customer-Maßnahmen wie Biometrie und Multi-Faktor-Authentifizierung sowie Captcha bei der Nutzung von Diensten kann das Haftungsrisiko bereits deutlich senken. Um die Einhaltung sämtlicher Verpflichtungen aber verlässlich und zu einem vertretbaren Aufwand einhalten zu können, wird es unumgänglich, moderne Technologien wie Machine Learning einzusetzen.  

Dank künstlicher Intelligenz (KI) können Anwendungen wie AutoIdent GwG mittlerweile auch komplexe Aufgaben verlässlich und vollautomatisiert. KI-basierte lassen sich insbesondere bei Identitätsprüfung von potenziellen Kunden, beim Abgleich mit Sanktionslisten und beim Monitoring von Transaktionen einsetzen. Sie erreichen eine höhere Genauigkeit als menschliche Prüfer und senken gleichzeitig den manuellen Aufwand.  

Unternehmen, die bisher noch keine intelligenten Workflows implementiert haben, sollten die Zusammenarbeit mit Experten in Betracht ziehen, die sich auf digitale Compliance-Lösungen spezialisiert haben. 

Was bringt die Zukunft der Geldwäschebekämpfung? 

Die Europäische Union zieht das Tempo im Kampf gegen Finanzkriminalität an. Bereits kurz nach Inkrafttreten den AMLD6 hat die EU-Kommission einen Vorschlag für ein umfassendes Anti-Money-Laundry-Paket (AML/CFT-Paket) eingebracht: Neben neuen Richtlinien und einer neuen Verordnung ist unter anderem geplant, eine EU-Behörde zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismus einzurichten.  

Compliance nach dem Geldwäschegesetz lückenlos sicherzustellen, war und ist für viele Unternehmen eine Herausforderung. Die steigende Bedrohung durch Cyberkriminelle rückt das Thema aus wirtschaftlichem Eigeninteresse für Finanzakteure mehr und mehr in den Fokus. Spätestens mit Inkrafttreten der AMLD6 können sie sich keine Nachlässigkeit mehr in ihren Prozessen leisten – zu hoch das Risiko von massiven Sanktionen.  

Automatisierte, KI-basierte Prozesse werden in Zukunft eine Schlüsselrolle in der Compliance-Organisation einnehmen. Sie ermöglichen es Unternehmen, Kosten und Aufwand zur Einhaltung des immer detaillierteren Rechtsrahmens überschaubar zu halten und Risiken frühzeitiger als bisher zu erkennen. Qualität und Effizienz des technologischen Setups eines Unternehmens werden zu einem elementaren Wettbewerbsfaktor.  

IDnnow hat sich auf die Identitätsprüfung von Kunden spezialisiert und bietet eine All-in-One-Plattform, mit der Finanzakteure ein GwG-konformes Onboarding vollständig automatisiert ausführen. Nutzerfreundlich, kostentransparent und leicht skalierbar. Wenn Sie Ihre Compliance fit für die Zukunft machen möchten, sehen Sie sich die geldwäschekonforme Identifikationslösung an.  

Was ändert sich durch die AMLD6 im Bereich der Kryptowährungen? 

Die EU arbeitet an einer Neufassung der AMLD6, die neue Regelungen für Krypto-Anbieter enthält. Diese sollen verpflichtet werden, bestimmte Angaben zu Auftraggebern und Begünstigten von über sie durchgeführte Krypto-Transfers zu erheben.  

Welche neuen Sorgfaltspflichten gelten unter der AMLD6? 

Die AMLD6 führt strengere Sorgfaltspflichten ein, unter anderem für Kunden aus Hochrisikobereichen und politisch exponierte Personen (PEP) ein. Außerdem weitet sie den Geltungsbereich der Regelungen auf juristische Personen aus. 

Was ist das Transparenzregister und wer hat Zugang dazu?

Das Transparenzregister enthält Informationen über wirtschaftlich Berechtigte von Unternehmen und Trusts. Zugang dazu haben Behörden, Verpflichtete und – eingeschränkt – auch die Öffentlichkeit. 

Wie werden Verstöße gegen die AMLD6 geahndet?

Verstöße gegen die AMLD6 können mit Geldbußen, Freiheitsstrafen und weiteren Sanktionen wie Betriebsschließungen geahndet werden. 

Wie wirkt sich die AMLD6 auf den Datenschutz aus? 

Die Anforderungen der AMLD6, beispielsweise die Dokumentation von wirtschaftlich Berechtigten, müssen in Einklang mit den geltenden Datenschutzbestimmungen erfolgen. Hierbei sind vor allem die Vorschriften aus der DSGVO zu beachten. 

Welche Schritte müssen Unternehmen gehen, um die AMLD6 zu erfüllen? 

Unternehmen müssen umfassende interne Richtlinien entwickeln, Schulungen durchführen, Kunden-Sorgfaltspflichten erweitern und verdächtige Aktivitäten melden, um die AMLD6 zu erfüllen. 

Wie wird der Erfolg der AMLD6 in der Geldwäschebekämpfung gemessen? 

Ziel der AMLD6 ist es, die Finanzkriminalität zu senken und Terrorismusfinanzierung zu vermeiden. Zum Aufkommen von Kriminalität werden nationale und EU-weite Statistiken erhoben. 

Wann tritt die 6 EU-Geldwäscherichtlinie in Kraft?

 Das deutsche Gesetz trat zum 18. März 2021 in Kraft.

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