Warum eID der Schlüssel für Deutschlands digitale Zukunft ist – Docusigns Kai Stuebane über Vertrauen, Timing und Transformation.

Wir haben mit Kai Stübane, Managing Director für DACH bei Docusign, gesprochen, um zu erfahren, wie sichere digitale Identitätsprüfung das digitale Signieren inmitten der sich wandelnden regulatorischen Landschaft in Deutschland transformiert.

Von steigenden Compliance-Anforderungen bis hin zu reibungslosen Nutzererlebnissen haben wir diskutiert, warum eID (elektronische Identifikation) zu einer strategischen Priorität für schnellere, sicherere und rechtskonforme digitale Signaturen wird und wie die Partnerschaft von Docusign mit IDnow Unternehmen befähigt, mit sicheren, skalierbaren und nutzerzentrierten digitalen Workflows einen Schritt voraus zu sein. 

Warum jetzt: Perfekte Bedingungen für die Skalierung der eID 

In der sich rasant entwickelnden regulatorischen Landschaft, insbesondere in Deutschland, aber auch europaweit, gewinnt die digitale Identität zunehmend an Bedeutung. Aus Sicht von Docusign: Welche Faktoren treiben die steigende Relevanz sicherer digitaler Identitätslösungen im Unternehmensumfeld? 

Erstens ist die regulatorische Compliance ein entscheidender Treiber. Regionale Vorgaben wie eIDAS sowie das kommende eIDAS 2.0 in der EU verstärken den Bedarf an digitalen Authentifizierungslösungen, etwa durch Initiativen wie die European Digital Identity Wallets (EUDI). In Deutschland rücken digitale Vertrauensdienste stärker in den Fokus, reguliert durch Institutionen wie die BaFin und Gesetze wie das Geldwäschegesetz (GwG). Unternehmen müssen strenge Anforderungen an Kundenidentifizierung und Authentifizierung erfüllen, wenn sie Verträge elektronisch unterzeichnen oder abwickeln.

Zweitens stehen Sicherheitsaspekte und Betrugsprävention ganz oben auf der Agenda. Laut einer aktuellen globalen Docusign-Umfrage zur Identitätsprüfung sind sich 70 % der Unternehmen einig, dass Identitätsbetrugsversuche zunehmen – insbesondere, da Remote- und Hybrid-Arbeitsmodelle zum Standard werden und Unternehmen ihre Prozesse weiter digitalisieren. Unternehmen benötigen daher starke Authentifizierungslösungen, die die Integrität von Dokumenten und die Identität der Unterzeichnenden über Ländergrenzen und Endgeräte hinweg sicherstellen. 

Ein dritter wesentlicher Treiber sind die veränderten Erwartungen der Nutzer:innen. Sowohl Kund:innen als auch Mitarbeitende erwarten heute nahtlose, sichere digitale Erlebnisse. Tatsächlich stellen 50 % der Unternehmen das Kundenerlebnis sogar über die Betrugsprävention – so hoch wird dessen Bedeutung eingeschätzt. Anbieter wie Docusign ermöglichen es Unternehmen, genau dies umzusetzen: ein reibungsloses Signaturerlebnis, das gleichzeitig höchste Sicherheits- und Vertrauensstandards wahrt. Ein Beispiel ist Grenke, das neben dem VideoIdent-Verfahren von IDnow über Docusign auch die neue eID-Funktion integriert hat, um seinen Kunden noch mehr Komfort zu bieten. 

Schließlich beschleunigt sich die digitale Transformation zunehmend. Unternehmen modernisieren ihre Legacy-Workflows in rasantem Tempo, und sichere digitale Identitäten sind die Basis, um Vertragsprozesse End-to-End zu automatisieren. Digital-first-Lösungen ermöglichen schnelleres, effizienteres und rechtssicheres Arbeiten – gerade in hoch regulierten Märkten wie Deutschland. 

Mit Blick auf die Digitalisierungsinitiativen in Deutschland: Wie werden eID-Lösungen Ihrer Meinung nach die Signaturprozesse für Unternehmen und Verbraucher verändern? 

Wir sehen insgesamt eine Verschiebung im Bereich Identitätsprüfung und Authentifizierung: Organisationen suchen zunehmend nach Lösungen, die Sicherheit und Compliance sicherstellen, ohne dabei das Nutzererlebnis zu beeinträchtigen. 

Für Unternehmen werden eID-Lösungen die Identitätsprüfung deutlich vereinfachen, mit schnellerem Onboarding, effizienterer Vertragsabwicklung und der Einhaltung strenger regulatorischer Anforderungen wie eIDAS oder des deutschen Vertrauensdienstegesetzes. Am Beispiel Grenke zeigt sich: Die Möglichkeit, deutsche eID-Schemata in bestehende Signatur-Workflows zu integrieren – insbesondere für digitale Signaturen – ermöglicht die höchstmögliche rechtliche Gültigkeit, reduziert manuelle Prozesse und verbessert zugleich das Kundenerlebnis. 

Für Verbraucher bietet eID eine vertraute und zugleich nahtlose Erfahrung, bei gleichbleibend hoher Sicherheit – genau darauf legen wir bei Docusign besonderen Wert. Mit der Integration nationaler Identifikationsmethoden in digitale Transaktionen können Nutzer:innen ihre Identität einfach und vertrauensvoll bestätigen und Vereinbarungen abschließen. Das stärkt nicht nur das Vertrauen, sondern beschleunigt auch die Akzeptanz in regulierten Branchen wie Finanzdienstleistungen, Versicherungen und Immobilien. 

Durch unsere Partnerschaft mit IDnow setzt sich Docusign gezielt für den deutschen Markt ein: Wir greifen neue regulatorische Entwicklungen frühzeitig auf, integrieren eID-Lösungen in unser Portfolio und stellen so sicher, dass lokale Vorgaben erfüllt werden, bei gleichzeitigem Bereitstellen der vertrauensvollen Nutzererfahrung, die unsere Kunden erwarten. 

Der eID-Vorteil: Nahtlose User Experience trifft auf Compliance 

Wie kann Deutschland das volle Potenzial der eID erschließen und beschleunigen? 

Nach unserer Erfahrung hängt die Beschleunigung von eID in Deutschland von drei entscheidenden Faktoren ab: User Experience, Bewusstsein und Interoperabilität. 

Erstens ist die Vereinfachung des Nutzererlebnisses entscheidend. Damit Menschen eID für digitale Vertragsabschlüsse nutzen, muss der Prozess intuitiv, schnell und sicher sein. Weniger Hürden, etwa durch den Verzicht auf lange Registrierungsprozesse oder komplexe Verifizierungsmethoden, erhöhen die Akzeptanz. Die Nutzung vertrauter eID-Verfahren vereinfacht das Erlebnis bei gleichzeitig hoher Identitätssicherheit. 

Zweitens sind Aufklärung und Bewusstseinsbildung essenziell. Viele wissen nicht, dass sie ihre nationale eID für digitale Vertragsprozesse nutzen können. Wenn die Vorteile, also Rechtssicherheit, Schutz vor Betrug, Komfort, klar kommuniziert werden, stärkt das das Vertrauen und fördert die Nutzung über verschiedene Alters- und Nutzergruppen hinweg. 

Drittens ist eine breite Interoperabilität mit öffentlichen und privaten Identitätsverfahren entscheidend. Unternehmen müssen sicher sein, dass die eingesetzten eID-Lösungen branchenübergreifend funktionieren und sowohl lokale (GwG) als auch regionale (eIDAS) Anforderungen erfüllen. 

Wie hat Docusign seine Signatur-Workflows durch die Integration von eID und weiteren IDnow-basierten Verifizierungslösungen verbessert? 

Docusign arbeitet seit vielen Jahren mit IDnow zusammen. Die Weiterentwicklung dieser Partnerschaft um die eID-Funktionalitäten von IDnow stärkt sowohl Sicherheit als auch Nutzerfreundlichkeit des gemeinsamen Angebots auf folgende Weise: 

  • Automatisierung: Kunden profitieren von einer Identifikationsmethode, die ausschließlich auf der elektronischen Identifizierungsfunktion (eID) des deutschen Personalausweises basiert. 
  • Sicherheit: Zwei-Faktor-Authentifizierung für zusätzliche Sicherheit: PIN-Eingabe und Auslesen des NFC-Chips im deutschen eID. 
  • Vertrautheit und Benutzerfreundlichkeit: eIDs werden in Deutschland zunehmend genutzt. Die Integration neuer Technologien wie NFC sorgt für zusätzliche Benutzerfreundlichkeit. 

Vorteile für Unternehmen, die eID noch nicht nutzen 

Welche Vorteile verpassen Unternehmen, die Docusign bereits einsetzen, aber noch keine eID-basierte Signatur eingeführt haben? 

Die wichtigsten Vorteile lassen sich wie folgt zusammenfassen: 

  • Höhere Abschlussquoten, dank der vertrauten Nutzung des deutschen Personalausweises für eine einfache, intuitive Identitätsprüfung, die gleichzeitig die Einhaltung von Compliance-Vorgaben unterstützt. 
  • Sicheres, vereinfachtes Signieren, eingebaute Sicherheitsfunktionen (PIN, NFC-Auslesen etc.) machen SMS-Reauthentifizierung oder Video-Calls überflüssig und beschleunigen die Identifizierung der Unterzeichner erheblich. 
  • Zentrale Speicherung von Identitätsinformationen, über Docusign und IDnow können Unternehmen weiterhin benötigte Identitätsdaten herunterladen oder abrufen, um die Einhaltung von BaFin- und GwG-Vorgaben nachzuweisen. 

Können Sie ein konkretes Beispiel nennen, wie ein Docusign-Kunde eID nutzt, um Effizienz zu steigern und messbare Geschäftsergebnisse zu erzielen? 

Ein starkes Beispiel ist unsere langjährige Zusammenarbeit mit Grenke, einem führenden Anbieter von Leasing- und Finanzierungslösungen. Seit mehreren Jahren ermöglicht Grenke Kunden und Partnern, Verträge digital mit Docusign eSign zu unterzeichnen, wobei die Identitätsprüfung durch IDnow VideoIdent unterstützt wird. 

Kürzlich hat Grenke diesen Prozess erweitert und die eID-Lösung von IDnow als alternative Verifikationsmethode integriert. Das Ergebnis ist eindeutig: Die Einführung von eID hat Grenke geholfen, Vertragslaufzeiten zu verkürzen, den Einsatz physischer Unterlagen zu reduzieren und das Nutzererlebnis insgesamt zu verbessern. Dies führte zu höherer Effizienz, gesteigerter Kundenzufriedenheit und messbaren Fortschritten bei den Digitalisierungs- und Nachhaltigkeitszielen des Unternehmens. 

Ausblick: Über gesetzlichen Anforderungen hinaus 

Mit Blick auf die bevorstehende Einführung von eIDAS 2.0 und den europäischen Rahmen für digitale Identitäten: Wie werden diese regulatorischen Entwicklungen Ihrer Meinung nach die Weiterentwicklung elektronischer Identifikation und digitaler Signaturen in Deutschland und Europa prägen? 

Diese regulatorischen Entwicklungen schaffen einen einheitlichen, interoperablen Rahmen für digitale Identitäten in der EU, sodass Privatpersonen und Unternehmen digitale Verträge sicher und nahtlos grenzüberschreitend abschließen können. Für Deutschland bedeutet das eine stärkere Angleichung an europäische Standards, mehr Vertrauen, Rechtssicherheit und reibungslosere grenzüberschreitende Transaktionen. 

eIDAS 2.0 führt das Konzept der European Digital Identity Wallet (EUDI) ein, mit der Bürger verifizierte Identitätsattribute selbstbestimmt verwalten, speichern und teilen können. Das erhöht die Nutzerkontrolle, reduziert Hürden beim Onboarding und fördert die Nutzung hochsicherer digitaler Signaturen, insbesondere qualifizierter elektronischer Signaturen (QES). Unser erklärtes Ziel bei Docusign ist es, als Föderator von Identitäten zu agieren, sodass alle EUDI-Wallets über unsere Plattform verfügbar sind.   

Für Unternehmen bedeutet das weniger Komplexität beim Management verschiedener Identitätssysteme sowie höhere Compliance und bessere Skalierbarkeit. 

Wir freuen uns auf die nächsten Schritte. 

Hinweis: Während Docusign in Deutschland unsere eID-Lösung mit NFC und PIN für ein nahtloses, hochsicheres Onboarding nutzt, reicht die Technologie von IDnow weit über Deutschland hinaus. In Frankreich ermöglicht unsere NFC-basierte Identitätsprüfung ebenfalls ein ebenso sicheres wie reibungsloses Nutzererlebnis. Und europaweit bereiten wir uns auf die Änderungen durch eIDAS 2 und die AMLR vor, indem wir eine breite Palette nationaler eID-Schemata sowie die kommenden EU Digital Identity Wallets unterstützen. Das bedeutet: Unternehmen können schon heute von bewährten, vertrauenswürdigen Identitätsprüfungen profitieren und sind zugleich optimal auf die sich wandelnde europäische Regulierungslandschaft vorbereitet. 

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By

Nikita Rybová, IDnow

Nikita Rybová
Customer and Product Marketing Manager at IDnow
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