Vom Wachssiegel bis zur Biometrie: Wir erforschen die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Identitätsprüfung.
Früher war die Identitätsprüfung ganz einfach: Man musste nur seinen Namen unterschreiben – oder, wer nicht schreiben konnte, ein „X“ setzen. Dieser einfache Prozess würde heute weder die Know-Your-Customer-Regeln einhalten, noch wäre er in unseren streng kontrollierten und regulierten Umgebungen anwendbar.
Seit den Zeiten von Unterschriften und Wachssiegeln haben wir zweifellos einen weiten Weg zurückgelegt, doch der Zweck der Identitätsverifizierung ist im Laufe der Geschichte konstant geblieben: Menschen zu unterscheiden, Vertrauen aufzubauen und Rechte oder Verantwortlichkeiten zuzuweisen.
Bei IDnow sind wir leidenschaftlich an allem interessiert, was mit Identität zu tun hat. Als Produktleiter bei IDnow faszinieren mich insbesondere die verschiedenen Arten, wie wir uns bewusst und unbewusst identifizieren.
Wussten Sie zum Beispiel, dass moderne Sicherheitskameras inzwischen jemanden anhand seiner Bewegungen identifizieren können? Siri, Alexa und Google Assistant hören nicht nur auf Worte – sie analysieren die Frequenz und den Rhythmus einer Stimme, um zu entscheiden, ob es sich wirklich um den Benutzer handelt und ob sie die privaten Daten des Benutzerprofils preisgeben sollen.
Ein weiterer interessanter Fakt ist, dass die menschliche Zunge aufgrund ihrer einzigartigen Form, Textur und des Venenmusters theoretisch zur persönlichen Identifizierung verwendet werden könnte. Als biometrisches Erkennungsmerkmal kann eine Zunge tatsächlich so genau sein wie ein Fingerabdruck oder die Iris. Die größten Hindernisse für die Einführung sind jedoch hygienische Bedenken, das Unbehagen der Benutzer und technische Herausforderungen bei der konsistenten Bildgebung. Es ist jedoch vielleicht nur eine Frage der Zeit, bis Apple eine Methode entwickelt, um meine Zunge zu scannen, während ich in mein iPhone spreche.
Es gab auch Forschungen zur Verwendung von Gehirnreaktionen auf Reize, wie etwa blinkende Lichter oder Geräusche, als biometrische Identifikatoren. Denn Gehirnsignalmuster sind nahezu unmöglich zu fälschen.
Bei IDnow sind wir vor allem auch von der Zukunft der digitalen Identitätsprüfung fasziniert. Doch bevor wir einen Blick in die Zukunft werfen, sollten wir uns zunächst mit der Geschichte der Identitätsprüfung befassen.
8 Meilensteine in der Geschichte der Identitätsprüfung.
- Vor 3000 v. Chr.: Es kann angenommen werden, dass in kleinen Stämmen und Gemeinschaften, wo alle einander kannten, keine formelle Dokumentation nötig war. Die Erkennung basierte auf Aussehen, Stimme, Haltung oder Gewohnheiten. Tätowierungen, Narben oder Stammesmarkierungen wurden jedoch verwendet, um Gruppenidentität oder Status zu kennzeichnen.
- 3000 v. Chr. bis 300 n. Chr.: Mit der Entstehung größerer Zivilisationen wie Mesopotamien, Ägypten und Rom entstanden schriftliche Aufzeichnungen. Bevölkerungsregister, oft verbunden mit Beruf, Abstammung oder Landbesitz, reichen bis 3000 v. Chr. zurück und wurden etwa auf Steintafeln gefunden.
Das antike Rom verwendete schriftliche Volkszählungslisten, um Bürger für Steuer- und Militärdienstzwecke zu verifizieren. Lokale Schreiber mit Ortskenntnis wurden oft als erste Instanz der Identitätsprüfung eingesetzt.
Zu dieser Zeit begannen die Menschen auch, eingravierte Ringe oder Stempel zu verwenden, um ihre Identität zu bestätigen oder um damit Wachssiegel zu versehen und somit Dokumente zu beglaubigen. - 300 bis 1500: Aus dem 5. Jahrhundert stammen Hinweise auf Briefe, die Reisen durch persische Gebiete erlaubten (und die viele für den ersten Reisepass halten). Im 15. Jahrhundert wurden im britischen Reich offizielle Dokumente, so genannte „Geleitbriefe“, verwendet, um den Untertanen eine sichere Reise ins Ausland zu ermöglichen. Bald darauf folgten Pässe, die eine offizielle Identifizierung für Reisezwecke ermöglichten.
- 1500 bis 1800: In der frühen Neuzeit begann man, Unterschriften als rechtliches Zeichen der persönlichen Identität zu verwenden, insbesondere bei der Vereinbarung von Verträgen.
- 1800 bis 1900: Im Industriezeitalter wurden die Identitätsdaten zentralisiert und staatlich unterstützt, indem verschiedene Regierungen Melderegister einrichteten. Fotos tauchten auf offiziellen Dokumenten auf und Fingerabdrücke wurden zur Identifizierung von Personen verwendet. Der erste dokumentierte Einsatz der Fingerabdruckanalyse fand 1892 in Argentinien statt, um einen Mordfall zu beweisen.
- 1900 bis 1990: Während Geburtsurkunden und Sozialversicherungsnummern in den meisten Ländern allmählich zum Standard wurden, entwickelten sich Führerscheine und Reisepässe zu den gebräuchlichsten Ausweisdokumenten. Andere Länder führten nationale Personalausweise ein. Sogar meine Großmutter hatte einen, wie ich kürzlich beim Sortieren von Gegenständen im Haus meiner Mutter feststellte. Großbritannien hatte schon immer einen ganz anderen Ansatz zur Identitätsüberprüfung verfolgt.
Gegen Ende des 20. Jahrhunderts begann man, von der Erkennung zur Authentifizierung überzugehen. Biometrische Verfahren wie Fingerabdrücke, Gesichtsmerkmale und Netzhautscans wurden eingeführt, um Zugang zu Hochsicherheitsbereichen zu erhalten. Der erste Retina-Scan wurde 1984 verwendet, um Zugang zu sicheren US-Regierungseinrichtungen zu erhalten. - 1990 bis 2013: Das digitale Zeitalter war die Zeit, in der Identität übertragbar wurde. Benutzernamen und Passwörter wurden zur Norm für den Zugang zu Online-Diensten und E-Mail- sowie Social-Media-Konten entwickelten sich zu informellen Identitätsebenen. Dies war auch der Zeitpunkt, an dem digitale Signaturen und Verschlüsselung erstmals in offiziellen Dokumenten zum Einsatz kamen.
2013 sahen wir die Einführung von iPhone Touch ID, das Biometrie in die Mainstream-Verbrauchertechnologie brachte. Face ID folgte 2017.
Leider ließen Betrüger nicht lange auf sich warten. Kurz nach Einführung dieser innovativen Identitätsprüfmethoden kam es zu einem Anstieg von Betrugsfällen, bei denen kreative Wege verwendet wurden, um digitale Dienste zu hacken.
Im Jahr 2014 wurde IDnow in München gegründet und brachte sein Kernprodukt, VideoIdent, auf den Markt. Unser von Experten geführter Video-Identitätsprüfungsdienst wurde damals als revolutionär angesehen, da er es Organisationen ermöglichte, die gleiche rechtliche Wertigkeit wie eine persönliche Identitätsprüfung anzubieten und von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zugelassen worden war. - 2014 bis 2024: In diesem Jahrzehnt wurde das IDnow-Portfolio um verschiedene Lösungen zur Identitätsverifizierung und digitalen Signatur erweitert, darunter die KI-unterstützte, vollautomatische Lösung zur Identitätsprüfung AutoIdent.
2021 übernahm IDnow den französischen Marktführer für Identitätsverifizierungstechnologie, ARIADNEXT, und den deutschen Anbieter identity Trust Management AG, wodurch wir uns als einer der größten europäischen Akteure in der Identitätsbranche etablierten.
Im Jahr 2021 erwarb IDnow den französischen Marktführer für Identitätsprüftechnologie, ARIADNEXT, und die deutsche identity Trust Management AG. Damit konnten wir uns als einer der größten europäischen Akteure in der Identitätsbranche etablieren.
In diesem Jahrzehnt haben Branchen die automatisierte Identitätsprüfung in großem Stil übernommen. Vom Scannen von Reisepässen an Flughäfen bis hin zum Entsperren von Smartphones und dem Zugriff auf Apps nutzen Menschen inzwischen täglich ausgeklügelte KI- und Biometrie-Technologien, um ihre Identität zu validieren. Sie verwenden Smartwatches, um biometrische Signale zu erfassen, und haben sich an erhöhte Sicherheitsmaßnahmen wie die Multi-Faktor-Authentifizierung gewöhnt.
Was kommt als Nächstes? 2025 – 2035.
Hier sind nur einige Trends, die wir wahrscheinlich bald im Bereich der Identität sehen werden. Viele Unternehmen werden sich darauf konzentrieren, selbstverwaltete Identitäten in ihre Plattformen zu integrieren, bei denen Menschen Eigentümer ihrer eigenen Daten sind und die Identität über dezentralisierte Systeme, wie eine Blockchain, bereitgestellt wird. Dabei werden Daten nur auf einer Need-to-know-Basis geteilt, was ein großartiges Nutzererlebnis bieten kann, wenn Sie beispielsweise Ihr Alter nachweisen wollen, ohne Ihr Geburtsdatum zu teilen.
Der Zugang zu auf NFC-Chips (Near Field Communication) gespeicherten Daten, die oft in Ausweisen und Dokumenten enthalten sind, wird weiter reguliert werden. In der Vergangenheit war der Zugriff auf diese Daten in der Regel staatlichen Stellen vorbehalten.
Es gibt auch ein branchenweites Bestreben, die Nutzererfahrung zu verbessern, insbesondere im Hinblick auf die Verkürzung der Authentifizierungszeit. Das dürfte Fahrt aufnehmen, wenn einzelne Regierungen und Branchen beginnen, digitale Identitätsnachweise auszustellen, die in einem digitalen Wallet gespeichert werden können.
Wir sehen auch eine zunehmende grenzüberschreitende und globale Interoperabilität durch neue internationale Standards wie W3C Verifiable Credentials und ISO 18013-5 für mobile IDs. Projekte wie eIDAS 2.0 in der EU zielen darauf ab, digitale Identitäten und digitale Wallets länderübergreifend nutzbar zu machen. Gleichzeitig wird die kommende Anti-Geldwäsche-Verordnung (AMLR) festlegen, welche Methoden der Identitätsprüfung in naher Zukunft konform sein werden.
Die Zukunft der Identitätsprüfung.
Da sich der Markt in rasantem Tempo weiterentwickelt, benötigen die Unternehmen von morgen mehr als nur eine einfache Verifizierungslösung. Sie benötigen Vertrauenslösungen, die beständig, intelligent und skalierbar sind. Um in Zukunft erfolgreich zu sein, müssen Unternehmen gesetzlichen Änderungen stets einen Schritt voraus sein, neue Betrugsmaschen überlisten und ihren Kunden herausragende Nutzererfahrungen bieten.
Unsere Mission bei IDnow ist simpel: Wir sind nicht nur ein weiterer Dienstleister. Wir sind ein vertrauenswürdiger Partner für die Identitätsverwaltung. Mit Hilfe von KI und unserer robusten SaaS-Plattform helfen wir Unternehmen, die digitale Landschaft sicher zu navigieren. Von nahtloser Identitätsprüfung und Betrugsprävention in Echtzeit bis hin zu adaptiver Compliance sorgen wir dafür, dass Vertrauen in jede Transaktion und jede Interaktion eingewoben ist.
Mit Blick auf die Zukunft ist eines klar: Eine vertrauenswürdige Identitätsprüfung ist die Grundlage für jede erfolgreiche Strategie, jede reibungslose Transaktion und jede dauerhafte Kundenbeziehung.
Wir von IDnow möchten sicherstellen, dass Sie für diese Zukunft gerüstet sind.
By

Jonathan Underwood
Head of Product at IDnow
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