Die Einhaltung des EU-Barrierefreiheitsgesetzes hat unsere Lösungen verbessert – für alle.

Die digitale Identitätsprüfung sollte inklusiv, intuitiv und für alle zugänglich sein – unabhängig von etwaigen Einschränkungen. Aus diesem Grund haben wir 2025 damit begonnen, unsere Lösungen so zu entwickeln, dass sie den neuesten europäischen Standards für Barrierefreiheit entsprechen.

Jedes Jahr bearbeiten wir rund 100 Millionen Dokumente, was in etwa der Anzahl der Menschen entspricht, die in Europa als behindert gemeldet sind. 

Tatsächlich ist jeder vierte Erwachsene in Europa als körperlich oder kognitiv beeinträchtigt registriert. Leider haben viele von ihnen keinen angemessenen Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen.

Laut Europäischem Rat sind 29 % der Menschen mit Behinderungen von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht und haben viermal häufiger unerfüllte Gesundheitsbedürfnisse als Menschen ohne Einschränkungen.

Technologie kann Menschen mit Behinderungen neue Möglichkeiten eröffnen: Sie können unabhängiger leben, besser kommunizieren und haben einen erweiterten Zugang zu Informationen.

Für Menschen mit Seh-, Hör-, Mobilitäts- oder kognitiven Einschränkungen ist der Zugang zu Online-Diensten von entscheidender Bedeutung: Er bietet einen alternativen Zugang zu essenziellen Services wie Banking und Gesundheitsversorgung, die für ein erfülltes Leben notwendig sind. Der Zugang zu digitalen Diensten bietet zudem ein dringend benötigtes Fenster zur Außenwelt, ermöglicht Teilhabe an Gemeinschaften und eröffnet Chancen für Bildung und Remote-Arbeit.

Leider sind nicht alle Websites oder Apps benutzerfreundlich gestaltet, insbesondere nicht für Menschen mit Behinderungen. Das im Juni 2025 in Kraft getretene Europäische Barrierefreiheitsgesetz (European Accessibility Act, EAA) soll dies grundlegend ändern.

In unserem Blog „Vorurteile bei KI-gestützter Gesichtserkennung abbauen“ erfahren Sie, wie IDnow dazu beiträgt, Vorurteile gegenüber Menschen mit dunklerer Hautfarbe in globalen Gesichtserkennungssystemen zu adressieren.

Was ist das Europäische Barrierefreiheitsgesetz (EAA)?

Die EAA ist eine EU-Richtlinie, die darauf abzielt, die technologische Inklusion einer Vielzahl von Produkten und Dienstleistungen, darunter Informations- und Kommunikationstechnologien, Finanzdienstleistungen, Transport, Notfalldienste und E-Commerce, zu verbessern.

Sie schreibt vor, dass alle Produkte und Dienstleistungen für Menschen mit Behinderungen, insbesondere für Personen mit Einschränkungen beim Sehen, Hören, der Mobilität oder Kognition, zugänglich gestaltet werden müssen. Die drei zentralen Anforderungen des EAA sind:

  1. Barrierefreiheit digitaler Dienste und Websites:
    Unternehmen müssen gewährleisten, dass ihre Websites, mobilen Apps und digitalen Inhalte barrierefrei sind. Dazu gehört die Kompatibilität mit Screenreadern, die Tastaturnavigation sowie Textalternativen für nicht-textuelle Inhalte wie Bilder und Videos.
  2. Barrierefreies Produktdesign:
    Elektronische Geräte wie Smartphones, Computer, Geldautomaten, Ticketautomaten und E-Reader müssen so gestaltet sein, dass sie von Menschen mit Behinderung genutzt werden können. Dazu zählen beispielsweise taktile Tasten, Audioausgabe sowie anpassbare Schriftgrößen oder Kontrasteinstellungen.
  3. Barrierefreie Kommunikation und Kundenservice:
    Unternehmen müssen barrierefreie Servicekanäle (z. B. Chat, Telefon oder E-Mail) für Menschen mit Behinderung anbieten. Zudem müssen Produkt- und Serviceinformationen in zugänglichen Formaten wie Großdruck, Braille oder in leicht verständlichen Versionen verfügbar sein.

Was das für unsere Kunden bedeutet.

Um unsere Produkte und Services inklusiv zu gestalten, haben wir 2025 zahlreiche Initiativen gestartet – darunter unser Designsystem „Sunflower“, das Barrierefreiheit im Kern unserer Lösungen verankert. Es steht für:

  • Anpassungsfähigkeit: Wie eine Sonnenblume ihre Position der Sonne anpasst, so passt sich unser Designsystem nahtlos an die Bedürfnisse der Benutzer an. Es bietet eine intuitive, reaktionsschnelle und individuell angepasste Benutzeroberfläche.
  • Strukturiertes Kernsystem: Wie der klar definierte Kern einer Sonnenblume verfügt das Sunflower-Designsystem von IDnow über ein solides Fundament, das Konsistenz und Kohäsion in jeder Hinsicht gewährleistet, von der Farbgebung bis zur Typografie.
  • Vielseitigkeit: Die vielseitigen Designelemente von Sunflower können in verschiedenen Konfigurationen angeordnet werden, um unterschiedliche Benutzeroberflächen und -erfahrungen zu ermöglichen.

Häufig wird gefragt, wie wir sicherstellen, dass unsere Lösungen wirklich von allen genutzt werden können. Es gibt viele verschiedene Arten von Behinderungen sowie unterschiedliche Hardware und Online-Dienste.

Schließlich benötigen Menschen mit bestimmten Behinderungen möglicherweise spezielle Tools, Geräte oder Software, da Standardschnittstellen ihren besonderen Bedürfnissen oder Herausforderungen möglicherweise nicht gerecht werden. Eventuell benötigen sie spezielle Hardware wie einen Bildschirmleser, Sprachbefehle, einen Braille-Leser oder ähnliche Geräte. Um die Kompatibilität mit all diesen Tools zu gewährleisten, befolgen wir die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) 2.1. Dabei handelt es sich um eine Reihe von Empfehlungen zur Verbesserung der Barrierefreiheit von Webinhalten.

Gibt es dafür eine App für Barrierefreiheit?

Was bedeutet Barrierefreiheit in der Praxis? Es ist wichtig, zwischen zwei Ebenen zu unterscheiden: der sichtbaren und der unsichtbaren.

  1. Die sichtbare Ebene: Die Benutzeroberfläche
    Die UI und das grafische Layout sind das, was Nutzer sehen und bedienen. Bei Barrierefreiheit geht es um:
  2. Kontrastverhältnisse zwischen Text und Hintergrund
  3. Schriftgröße und Skalierbarkeit, besonders für Nutzer mit vergrößertem Text
  4. Klare Icons und Beschriftungen
  5. Konsistente Layouts und visuelle Hinweise zur Navigation

Diese Designentscheidungen ermöglichen es Menschen mit Sehbeeinträchtigungen, Farbenblindheit oder kognitiven Einschränkungen, die Oberfläche effektiv wahrzunehmen und zu bedienen. Es geht darum, dass alle sehen und verstehen, was auf dem Bildschirm passiert.

Unsere grafische Oberfläche wurde vollständig überarbeitet, um Barrierefreiheitsanforderungen von Grund auf zu integrieren. Dazu gehören:

  • Optimierte Farbkontraste für bessere Sichtbarkeit
  • Skalierbare Typografie für bessere Lesbarkeit
  • Strukturierte Navigation und aussagekräftige Labels für Screenreader
  • Verbesserte Tastaturnavigation und Fokusmanagement

Diese Verbesserungen erleichtern nicht nur Menschen mit Behinderungen die Nutzung, sondern sorgen für ein insgesamt klareres und angenehmeres Nutzererlebnis.

  • Die unsichtbare Ebene: Das Nutzererlebnis hinter den Kulissen
    Die unsichtbare Ebene ist weniger offensichtlich, aber genauso wichtig. Hier kommen Screenreader und andere unterstützende Technologien ins Spiel. Barrierefreiheit wird direkt im Code verankert, um Nutzer mit auditivem oder taktilem Feedback zu unterstützen.
  • Lesereihenfolge: Der Code legt die logische Reihenfolge fest, in der Screenreader Elemente vorlesen. Um Verwirrung zu verhindern, muss diese mit der visuellen Reihenfolge übereinstimmen.
  • Barrierefreie Labels: Schaltflächen und interaktive Elemente benötigen klare, aussagekräftige Beschreibungen. Anstatt eine Schaltfläche beispielsweise einfach als „Schaltfläche“ zu bezeichnen, könnte sie als „Onboarding beenden“ beschrieben werden, um ihre tatsächliche Funktion anzugeben.
  • Alt-Text und ARIA-Attribute: Diese liefern zusätzlichen Kontext für nicht-visuelle Nutzer, etwa zur Beschreibung von Bildern oder zur Identifikation von UI-Elementen.

So funktioniert barrierefreie Identitätsprüfung.

Stellen Sie sich eine sehbehinderte Person vor, die sich für einen Service registrieren möchte. Sie aktiviert den Screenreader ihres Smartphones und die Onboarding-Schritte werden ihr vorgelesen. Während die meisten Nutzer wissen, dass das „X“-Symbol das Fenster schließt, kann ein Screenreader Symbole nicht visuell interpretieren, da er auf die im Code hinterlegte Textinformation angewiesen ist. Deshalb ist ein korrektes, barrierefreies Label wie „Onboarding beenden” entscheidend, damit die Person weiß, was passiert, wenn sie das Element aktiviert.

Barrierefreiheit bedeutet, dass alle Menschen – unabhängig von ihren Fähigkeiten – mit Ihrem Online-Service interagieren können. Dies betrifft sowohl sichtbare als auch unsichtbare Aspekte. Eine gute Barrierefreiheit verbindet Design und Code und sorgt von Anfang bis Ende für ein inklusives Erlebnis.

Warum Barrierefreiheit allen nützt.

Barrierefreiheit bedeutet mehr als nur Compliance: Sie sorgt für intuitive und effiziente Abläufe für alle Nutzer. Indem wir Hürden abbauen und Interface-Elemente klar gestalten, steigern wir die Usability insgesamt. Das Ergebnis sind bessere Nutzererlebnisse und direkte Auswirkungen auf die Konversionsraten.

Wir haben außerdem die Gelegenheit genutzt, die Anpassungsmöglichkeiten der IDnow-Schnittstelle erheblich zu verbessern. Dadurch haben Kunden nun mehr Flexibilität als je zuvor, um das Erscheinungsbild des SDK an ihre eigenen Markenrichtlinien anzupassen.

Das ermöglicht eine nahtlose Integration in die Produkte unserer Kunden und sorgt für ein konsistentes, hochwertiges Nutzererlebnis von Anfang bis Ende.

Mit diesen Updates können unsere Kunden ein inklusiveres und konversionsstarkes Erlebnis bieten und dabei ihre Markenidentität stets im Fokus behalten.

Lesen Sie in unserem Blog „Do verification services have an identity crisis?“, wie Videoidentifizierung Ihrem Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil verschaffen und gleichzeitig ein inklusiveres Erlebnis bieten kann.

Mehr Einblicke von unseren Fachexperten gewünscht? Hier klicken!

  • Sebastian Elfors, Senior Architect bei IDnow, erklärt, wie technische Standards von Richtlinien zu gesetzlichen Grundlagen werden – und was das für Banken, Fintechs, Wallet-Anbieter und alle europäischen Bürger bedeutet.
  • Daniela Djidrovska, ehemalige INTERPOL-Koordinatorin und aktuelle Forensische Dokumentenprüferin bei IDnow, erläutert, warum IDnow jedem Kunden – unabhängig vom Sektor – Schulungen zur Dokumentenbetrugserkennung anbietet.
  • Elmokhtar Mohamed Moussa, Research Scientist im Biometrics Team bei IDnow, untersucht die Risiken von Vorurteilen in der Gesichtserkennung und zeigt, welche Schritte notwendig sind, um diese zu beseitigen.
  • Nathan Ramoly, Research Scientist bei IDnow, beleuchtet die Gefahren von Deepfakes und erklärt, wie Identitätsprüfung Unternehmen hilft, Betrügern einen Schritt voraus zu sein und echtes Vertrauen in der digitalen Welt zu schaffen.

Von

Die Einhaltung des EU-Barrierefreiheitsgesetzes hat unsere Lösungen verbessert – für alle. 1

Christophe Chaput
Senior Product Owner bei IDnow
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